TOUR DES MUVERANS
Die Tour des Muverans verfügt über alle Trümpfe einer grossen Rundwanderung: hochinteressante Geologie, Flora und Fauna, zahlreiche Hütten, bewirtschaftete Alpen, Derborence, ein wunderbarer Höhenweg über dem Rhonetal, verschiedene Varianten. Dort, wo sich das Rhonetal krümmt, entdeckt man auf dieser Höhenwanderung einige der schönsten Ausblicke der Alpen: Sie gehen auf das Montblanc-Massiv, die Combin-Gipfel, die Walliser Alpen, die Dents du Midi und an gewissen Stellen auf den Genfersee.
Ebenso spannend ist die Geologie: Die Zeitalter von der Kreide bis zum Jura haben hier ihre Schätze und Spuren zurückgelassen. Kohlehaltige Felsen, Ammoniten, Flintknollen, Schratten- und Karrenformationen erzählen die Geschichte unseres Planeten. Das ganze Gebiet, das immer noch das Interesse der Wissenschaftler auf sich zieht, ist für Geologen ein Höhepunkt.
Die Flora steht dem nicht nach: Hier trifft man auf sehr seltene Arten; so vereint etwa das Tal von Nant über vierzig Prozent der Helvetischen Flora. Bei Derborence gibt es Weisstannen, die ein halbes Jahrtausend alt sind! In diesem Garten Eden ist auch die Fauna reich vertreten - im intakten Lebens-raum wimmelt es von Gemsen und Steinböcken. Das Klima ist eines der trockensten der Schweiz und begünstigt das Wandern. Schliesslich gilt es, Derborence zu erwähnen, wo sich im 18. Jahrhundert zwei grosse Bergstürze ereigneten. Bekannt wurde es durch den Waadtländer Schriftsteller Charles Ferdinand Ramuz.
Die Tour des Muverans fehlt es lediglich an Bekanntheit. Die hier vorgestellte Route ist nur eine der möglichen Varianten. Es gibt zahlreiche andere Orte, wo man in die Wanderung «einsteigen» kann, z. B. in Anzeindaz, Derborence und Pont de Nant. Begeht man die Tour in fünf Tagen, so hat man genügend Zeit, um die vielfältigen Aspekte dieser ziemlich wilden Wanderung kennenzulernen. Die Hüttenwarte der verschiedenen Unterkünfte schätzen, dass die ganze Tour jährlich nur von etwa fünfhundert Personen begangen wird - im Unterschied zur Tour du Montblanc, die jedes Jahr von über zwanzigtausend Wanderinnen und Wanderern besucht wird !
ALLGEMEINE ANGABEN
ZUGANG:
Man fährt auf der Autobahn Lausanne-Sitten nach Martigny, nimmt anschliessend die Ausfahrt Riddes und wechselt die Spur, um nach Leytron zu gelangen; von hier erreicht man ca. zehn Kilometer später Ovronnaz. Übrigens kann man sich in den Thermen dieses Ortes nach der Wanderung erholen und entspannen; .
AUSRÜSTUNG:
Diese Wanderung führt über alpine Pässe, man muss sich also mit guten Wanderschuhen und warmen Kleidern ausrüsten. Für eine Gruppe ist ein kurzes Seil - vor allem für die Querung zwischen Rionda und Demècre - nützlich. Anfang der Saison können Pickel und Steigeisen für die Querung einiger steiler Schneefelder nötig sein. Man erkundige sich bei den Hüttenwarten über den Zustand der Wege, vor allem über den Abstieg vom Col des Perris Blancs (Cabane de La Tourche).
BESTE JAHRESZEIT:
Die beste Jahreszeit für diese Wanderung, die mehr als 2500 m hohe Pässe überwindet, ist Mitte Juni bis Ende September. Im Frühling können einzelne Abstiege und Querungen wegen des noch liegenden Schnees heikel sein. Man muss sich deshalb bei den bereits offenen Hütten nach den Verhältnissen erkundigen. Die Tour kann auch im Oktober begangen werden, allerdings muss man dann - wegen einzelner Hütten, die nicht mehr bewartet sind - mit einem schwereren Rucksack rechnen!
KARTEN, LITERATUR:
- SLK 1:50000, Blatt 272T Saint-Maurice
- SLK 1:25000, Blatt 1305 Dents des Morcles
- SLK 1:25000, Blatt 1285 Diablerets
- Burri, M.: Connaître Ia nature en Valais, Les Roches, Editions Pillet, Martigny 1987
- Werner, Ph. : Connaître Ia nature en Valais, La Flore, Editions Pillet,Martigny 1988
- Badoux, H. : Encyclopödie illustrée du pays de Vaud vol. 2, Une terre, ses origines, ses régions, Editions Feuille d'Avis de Lausanne, Lausanne 1971
- Landolt, E. : Unsere alpine Flora, Verlag SAC, 1986
An dieser Stelle müssen natürlich auch Charles Ferdinand Ramuz' Werke Derborence, Farinet ou Ia fausse monnaie, La grande peur dans Ia montagne (diese Werke sind unter den Titeln Derborence, Farinet oder das falsche Geld, Die grosse Angst in den Bergen auf deutsch erschienen) erwähnt werden !
HÜTTEN
Cabane du Demécre
Cabane Rambert, 50 Plätze
Tel. 027/207 11 22
Cabane de Fenestral, Fully, 45 Plätze.
Tel. 027/746 3559 (Hütte)
Tel. 027/746 20 80 (Office du tourisme)
Refuge de Sorgno, Fully, 52 Plätze
Tel. 027/746 2426 oder 027/746 24 59
Cabane du Demécre, Fully, 60 Plätze
Tel. 027/486 99 68 (Hütte)
Tel. 027/746 10 19
Cabane du Chalet Neuf, Collonges,32 Plätze
Tel. 027/767 13 10
Cabane de la Tourche (SAC), 60 Plätze
Tel. 027/486 9751
Auberge communale, Pont de Nant, Bex, 60 Plätze
Tel. 024/498 1495
Refuge Giacomini, Anzeindaz, 80 Plätze
Tel. 024/498 22 95 oder 024/481 33 58
Refuge de la Tour, Anzeindaz, 70 Plätze
Tel. 024/498 11 47 oder 024/498 2143
Refuge du Lac de Deborence, Deborence, 30 Plätze
Tel. 027/346 14 28
Auberge du Godet, Deborence, 30 Plätze
Tel. 027/346/ 15 97
Gîte de la Chaux de Durbon, 15 Plätze
Tel. 027/346/36 76
AUSKÜNFTE:
Thermalp
Les Bains d'Ovronnaz
Tel. 027/305 11 11
Fax 027/305 11 14
NÜTZLICHE NUMMERN:
Association Valaisanne de Ia Randonnée Pédestre
Tel. 027/ 327 35 80
Wetterbericht 22 162
DIE ROUTE
1. ETAPPE:
Ovronnaz (1400 m) - Cabane Rambert (2580 m). Höhenunterschied: ca. 1200 m. Zeit: 4 Std.
Von Ovronnaz steigt man bis zum Parkplatz bei der Talstation der Sesselbahn auf, der als Ausgangspunkt der Wanderung dienen kann. Man folgt dem Forstweg über Coppe, der nach NW gegen Plan Passe aufsteigt. Bei Punkt 1514, wo sich die Wege kreuzen, nimmt man den linken. Er führt in steilen Kehren zur Alp Saille (1790 m) hoch. Man folgt zuerst dem Talgrund, steigt dann ganz nahe des Bachs Pessot auf einem luftigen, aber gut angelegten Weg auf; er führt mitten durch einen Felsriegel. Man gelangt so in ein zweites Hochtal (Plan Coppel, 2125 m) unter dem Grand Muveran (3051 m). Über sanfte, schiefrige Hänge gelangt man nach Plan Salentse und umgeht dann einen Felssporn. Ein letzter, anstrengender Hang (50 Höhenmeter) führt in einen klar ausgeprägten Pass (2504 m) unter den Gouilles Rouges. Man steigt nicht auf die andere Seite ab, sondern hält nach N, um die Cabane Rambert über einen letzten steilen Hang zu erreichen. Zahlreiche Steinböcke in der Umgebung.
Bemerkung: Will man Zeit gewinnen, so kann man die Sesselbahn von Bougnone benützen und dann den Hang leicht absteigend queren, um so nach Saille (1790 m) zu gelangen. Die Alp Bougnone wird übrigens noch bewirtschaftet, und im Sommer kann der Wanderer dem Alpbetrieb und der Käseherstellung beiwohnen. Variante: Gut trainierte Wanderer können den Gipfel des Grand Muveran besteigen.
2. ETAPPE:
Cabane Rambert (2580 m) - Derborence (1513 m) - Anzeindaz (1876 m). Höhenunterschied: ca. 600 m. Zeit: 5 bis 6 Std.
Lange Etappe mit wenig Höhenunterschied, aber grosser Horizontaldistanz, auf der man die Gegend von Derborence entdecken kann; der Bergsturz von 1714, der 14 Opfer forderte und 50 Hütten verschüttete, wurde durch Ramuz berühmt.
Von der Cabane Rambert nimmt man den Weg, der nach NE und über einen wenig steilen Weg zu einem grossen Geröllfeld hinunterführt. Man quert zahlreiche Runsen in einem strengen Ambiente, das vom Grand Muveran überragt wird. Fast direkt unter der Dent de Chamosentse (bei Les Outannes) geht der Weg nach N weg und in ein paar Kehren in den Pass La Forcla (2612 m). Man rechnet für diesen Abschnitt 1 Std. 50 Min. Etwas links vom Rücken weiter, dann einem grossen Tal entlang, das von einem künstlichen See beherrscht wird. Er wurde von der Gemeinde Chamoson für die Bewässerung ihrer Rebberge geschaffen. Im Kalk erkennt man interessante geologische Formationen wie gefaltetes Gestein, verbogene Schichten oder das Auftreten von Karst. Man umgeht oder überwindet die hier auftretenden Felsen und erreicht Pro Fleuri (2124 m). Eine felsige Zone vermittelt den Zugang zum obern Teil des Tals von Derbon, wo man sich zur Alp Six Long hält. Der Weg senkt sich leicht, und auf ca. 1700 m betritt man den Wald von Derborence. Der Höhenweg über den imposanten Wänden und dem amphitheaterartigen Kessel führt zum Dorf in die Nähe des Refuge du Lac (2 Std.). Man geht auf dem Weg gerade links der Hütte weiter, steigt über Lichtungen und durch den Wald auf, in dem man seltene Bäume findet (wie die hier wachsende Weisstanne), die es sonst nur noch in den Karpaten und in der Slowakei gibt. Man kommt an den Hütten von Les Pénes (1660 m) vorbei und betritt das Tälchen von Cheville, wo man Grenier (1744 m) links liegen lässt. Der Hang und die Zickzackkehren des Weges in schiefrigem Gelände werden steiler - Vorsicht bei Regenwetter! Man erreicht den Pas de ChevilIe (2038 m) und links über eine riesige Alpweide das Refuge Giacomini (1876 m). 2 Std. von Derborence.
3. ETAPPE:
Anzeindaz (1876 m) - Pont de Nant (1253 m) - Cabane de La Tourche (2198 m).
Höhenunterschied: 1450 m. Zeit: 6 bis 7 Std.
Vom Refuge Giacomini geht man über Alpen auf einem guten Weg direkt nach S und erreicht den Col des Essets (2029 m). Sehr schöner Blick vom Genfersee bis zu den Dents du Midi. Man steigt auf einem steilen, oft rutschigen Weg zwischen weissen Felsen gegen den Plan des Bouis (1802 m) ab und kommt an der Alp La Vare (1756 m) vorbei, wo man sich verpflegen kann. Man steigt weiter ab und lässt auf ca. 1667 m den Weg zur Cabane de Plan Nävä hinauf rechts liegen. Ein enges, steiles Tälchen führt nach Le Richard (1535 m), dann folgt ein schöner Weg, vorbei an Lärchen und Fichten nach Pont de Nant (1253 m) hinunter.
Man befindet sich hier am tiefsten Punkt der ganzen Wanderung. Am Alpengarten von Thomasia vorbei gelangt man auf einem Forstweg ins Tal von Nant, das für seine Flora bekannt ist. Über 40 Prozent aller für die helvetische Flora typischen Arten kommen hier vor! Manche Bäume (Fichten, Weisstannen, Ahorne, Bergahorne und Lärchen) sind mehrere hundert Jahre alt! Den Bach L'Avançon de Nant entlang ereicht man den Weiler Nant (1500 m). Gegen 1664m wählt man den linken Weg und lässt sich nicht durch jenen verleiten, der zum Col ries Pauvres aufsteigt. Der Wegweiser ist etwas zu weit nach links versetzt !
Eine erste Steilstufe führt nach Ayers, dann führt der immer noch steile Weg in die Grande Vallée (2300 m). Man betritt eine Alp La Vare, Blick auf den Grand Muveran Moräne, steigt über sie und dann über die letzten Zickzackkehren in den Col des Perris Blancs (2544 m) auf. Auf einen ersten steilen Abstieg zur Vire des Boeufs (2343 m) folgt eine grosse Querung, die auf einen Grashang über der Cabane de LaTourche hoch über der Rhoneebene führt. Anfang der Saison oder bei noch liegendem Schnee ist es sinnvoll, für diesen steilen und stellenweise ausgesetzten Abstieg Pickel und evtl. sogar Steigeisen mitzunehmen.
Bemerkung: Sehr gut trainierte Wanderer können unmittelbar danach die gastfreundliche Cabane du Demäcre erreichen, die von einem aussergewöhnlichen Panorama profitiert. Man rechnet dafür drei zusätzliche Marschstunden.
4. ETAPPE:
Cabane de La Tourche (2198 m) - Col du Dendm (2361m) - Cabane de Fenestral (2453 m) Höhenunterschied: ca. 1000 m. Zeit: 4 bis 5 Std.
Besonders schöne Etappe, die an die Dolomiten erinnert und zugleichgrossartige Ausblicke auf das Montblanc-Massiv bietet.
Lac de Fully
Von der Cabane de La Tourche quert man zuerst den Hang auf einem breiten Weg und erreicht die Bunker von Rionda (2136 m). Vorsicht: Diese Zone wird militärisch genutzt; man erkundige sich über evtl. militärisches Schiessen ! Der Weg steigt in luftigem, schiefrigem Gelände in steilen Kehren auf (stellenweise Drahtseile). Man erreicht einen ersten Sporn gegen 2230 m, dann senkt sich der Weg leicht, bevor er über extrem ausgesetzte Bänder zwischen Kalktürmen, die an die Dolomiten erinnern, quert. Man erreicht Le Dzéman (2052 m) in einem ständigen Auf und Ab, wobei man einige meist trockene Bachläufe quert und im allgemeinen nach E hält; 2 Std. 10 Min. Man lässt den Weg nach Chalet Neuf links liegen. Eine lange, ansteigende Querung hält gegen den Fuss der Pointe de Besery und führt zu einem letzten Aufstieg zum Col du Demècre (2361 m). Dafür rechnet man 50 Min. Die Hütte befindet sich gerade unterhalb davon in einem geschlossenen Tälchen. Von hier steigt man in einer halben Stunde auf einem leichten Weg zur Montagne de Fully ab, wo sich eine der grössten Alpen des Wallis befindet. Kommt man hier früh am Morgen an (vor 9 Uhr), kann man bei der Käseherstellung zuschauen und natürlich auch Käse kaufen. Man geht dann vor dem Refuge de Sorgno (2064 m) durch und den oberen See von Fully entlang. Nach einer Stunde erreicht man die Cabane de Fenestral (2453 m), die sich einige Meter unter dem gleichnamigen Pass befindet; hier geniesst man Ausblicke auf das Montblanc- und das Combin-Massiv.
Bemerkung: Der Weg, der von Rionda nach Le Dzéman führt, ist extrem ausgesetzt und kaum eingerichtet. Wanderer, die unter Schwindel leiden, wählen besser den Weg über Sur Le Coeur und L'Au d'Arbignon! Wenn man etwas Zeit zur Verfügung hat, empfiehlt sich der Aufstieg um ca. 100 Höhenmeter von der Cabane du Demäcre auf den Diabley (2469 m, gut markierter Pfad). Das Panorama ist fantastisch, man blickt auf das Rhonetal, die Dents du Midi, die Walliser Alpen und das Montblanc-Massiv.
5. ETAPPE:
Cabane de Fenestral (2453 m) - Ovronnaz (1400 m) Höhenunterschied: 900 m im Abstieg.
Zeit: 2 Std.
Schlussetappe, auf der man nochmals die Landschaft geniessen kann. Eilige Wandeer können die vorhergehende Etappe mit dieser zusammenhängen, um schneller ans Ziel zu gelangen. Von der Hütte steigt man ein paar Meter gegen den Pass auf und schwenkt dann nach E unter dem Grand Chäteau durch, um in die Combe de Fenestral abzusteigen. Man kommt am Grand Pré d'Euloi vorbei, das schiefrige Gelände ist eine eigentliche Doline (Kreisförmige tiefe Senke im Karstgelände), in der der Schnee in einem Trichter verschwindet und rund 1500 m weiter unten in Saillon als Wasser wieder hervortritt. Man geht am Petit Pré (1998 m) vorbei und quert von hier nach Bougnone (wo man auf die eingangs erwähnte Sesselbahn trifft) oder steigt direkt über Forstwege nach Ovronnaz ab.
SAC JULI 1999
Lange Afstand Wandelvereniging "VIA-VIA".
Gegenereerd op 15-09-2000 door C.P.J. Aerssens