BERGTOCHTEN IN HET BÜNDNER OBERLAND

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SIN VIADI CUN P. PLAZIDUS A SPESCHA
1795 - 1995

Wir haben dieses Motto für unsere Bergtourenwoche zu Ehren des P. Plazidus a Speschas, des "Bergpaters" von Disentis gewählt. Er ist für uns das Beispiel der ersten wahren Bergsteiger der Surselvischen Alpen. Das Jahr 1795 ist wichtig, da es das Ende der grossen alpinen Erkundigungsreisen P. Plazidus a Speschas im Bündner Oberland bezeichnet. Seine letzten grossen bergsteigerischen Leistungen waren nachher noch die Erstbesteigungen der Piz Terri (1801) und der Tödi (1824).

Das Ziel unserer Bergtourenwoche ist, die wichtigsten und bedeutendsten Gipfel in der Surselva in einer Woche zu besteigen: den Badus / Six Madun, Piz Terri, Piz Ault und Oberalpstock, mit der Gedanken an den Bergfahrten P.Plazidus a Speschas als Vater des Tourismus im Bündner Oberland.

TOURENPROGRAMM

TAG 1

Anreisetag aus den Niederlanden

Basel - Luzern - Andermatt - Oberalppass - Oberalppasshöhe.

Auf der Strasse nach Tschamut ca. 10 Minuten abwärts. Bei der zweiten Kehre zweigt der Weg nach Süden ab. Wegweiser: Lai da Tuma und Val Maighels. Der Weg führt vorbei an Plauncas Cuflegl, Trutg Nurschalas und Plidutscha. Am Lai de Maighels sieht man schon von weitem am SW - Fuss des Piz Cavradi die Camona da Maighels.

CAMONA DA MAIGHELS, 2310 M.

Die 1969 renovierte und vergrösserte Hütte gehört der Sektion Piz Terri SAC und hat 86 Schlafplätze. Wasser in der Hütte. Sommer und Winter teilweise bewartet, übrige Zeit Selbstbedienung möglich. Telefon Camona da Maighels: 081 - 9491551

Hüttenwart:Honegger Bruno und Pia, Tgesa Scaletta, 7188 Sedrun, Tel: 081 - 9491850

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TAG 2

Aufstieg auf den BADUS / SIX MADUN, 2928 M

Erstbesteigung durch P. Plazidus a Spescha in 1785. Die einzigartige Aussicht vom Badus ist ungeheuer beeindruckend. Ein Aufstieg von etwa 3 Stunden wird reichlich belohnt und lässt den Badus zum meistbesuchten Berg der Gegend werden. Es gibt wenig Berggipfel, welche ein solch reiches Panorama freigeben. Fast das gesamte Alpengebiet der Schweiz und grosse Berggebiete Italiens und Österreichs können eingesehen werden.

Von der Camona da Maighels auf einem Pfad zum Lai da Tuma. Hinter dem Lai da Tuma im NW den gut markierten Weg suchen. Dann südwestwärts zum Sattel unter dem Piz Tuma. Vom Grat geht man pfadlos direkt nach S auf dem Gratrücken über einige Felsblöcke gegen den Gipfel. Dann steigt man zuerst auf Pfadspuren nach O und biegt dann auf dem NO-Grat oder wenig westlich darunter nach S ab, bis man zum Abbruch des Grates gelangt. Dieser ist etwa 1M bis 2 M hoch. Mit Vorsicht, aber völlig ungefährlich steigt man in den schmalen Sattel ab und erklimmt dann in 15 Mi-nuten den Gipfelstock, in dem man sich möglichst östlich hält. Ebenfalls ungefährlich. Für den Abstieg gehen wir auf der gleichen Route zurück zum Lai da Tuma und von dort zum Oberalppass.

Oberalppass - Tschamut - Rueras - Sedrun - Disentis - Somvix - Rabius

Durch eine herrliche Waldregion führt eine schmale Strasse ins Somvixertal bis nach Teningerbad. Von hier auf der Strasse bis zum Stausee Runcahez. Über guten Alpweg bis zur Brücke bei P 1407. Hier unbedingt die Brücke über den Rein da Sumvitg auf die Westseite überqueren. Dann auf gut markiertem Weg in südlicher Richtung zu P 2172. Von da absteigend, einem Quergang entlang, bis zum Bach. Diesen überqueren und unmittelbar darauf nach SE den Hügel hinaufsteigen. Der Aufstieg ist ungefährlich, aber anstrengend. Aufstiegszeit von Runcahez fast 4 Std.

CAMONA DA TERRI, 2170 M.

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Eigentum der Sektion Piz Terri SAC. Die Hütte wurde in 1925 erbaut und liegt zuhinterst im Somvixertal, südwestlich vom Diesrutpass, auf einem Hügel vor dem Muot la Greina, weithin sichtbar und hat 50 Schlafplätze. Renovation 1972. Wasser in der Hütte und Brunnen vor der Hütte. Hüttenwart im Sommer übers Wochenende. Übrige Zeit Selbstbedienung möglich. Telefon Camona da Terri 081 - 9431205.

Hüttenwart:Trummer - Janka Regula + Toni, 7134 Obersaxen - Meierhof, Tel: 081 - 9333293

TAG 3

Aufstieg auf den PIZ TERRI, 3149 M

Erstbesteigung durch P. Plazidus a Spescha in 1801. Höchster und aussichtsreichster Gipfel der Gegend. Seine markante Gestalt und die verschiedenen Aufstiegsrouten, die praktisch alle Schwierigkeitsgrade aufweisen, bilden den Grund weshalb dieser Gipfel so oft bestiegen wird. Die Normalroute führt von der Camona da Terri über den Westgrat in 4 Stunden zum höchsten Punkt. Sie ist nicht besonders schwierig, kann aber nur Geübten empfohlen werden. Ein Bergführer ist nicht erforderlich, jedoch wird die Begleitung eines "Einheimischen", der die Route kennt, sehr angeraten. Meist lässt sich der Hüttenwart der Camona da Terri dazu bewegen.

Von der Camona da Terri rechts um den Muot la Greina herum in den Plaun la Greina zur kleinen Brücke bei P. 2208. Nun durch die Val Canal, die bis Ende Juli eine gute Schneedecke aufweisen kann, oder über die östlichen Hänge derselben zum Südabhang des Piz Zamuor. Diesen hinauf in eine Mulde und nordwestlich auf den Südwestgrat zu einem Sattel P. 2586. Dann rechts an einem Eissee vorbei auf den Glatscher di Terri. Im hinteren Gletscherteil sollte man möglichst früh den oberen Gletscherrand erreichen, aber erst nachdem man den SO-Ausläufer des Pizzo di Güida hinter sich gelassen hat. Vom Gletscherrand führt ein steiler Steig über eine Schutthalde in westliche Richtung gegen den Verbindungsgrat, welcher vom Pizzo di Güida herkommt, aber mehr auf der steilen Seite des Abbruch des W-Grates des Piz Terri. Sobald wir in der Tiefe in südwestliche Richtung den Luzzone-Stausee erken-nen können, wissen wir, dass wir den Aufstiegskamin zum W-Grat erreicht haben.

Dieser ist kurz und weisst griffigen Fels auf. In 5 Minuten erreicht man den W-Grat, welcher auf einem ausgetretenen stieg bis zum Gipfel verfolgt wird. Der Abstieg erfolgt auf der gleichen Route bis zum Camona da Terri.

Camona da Terri - Runcahez - Rabius - Somvix - Disentis

TAG 4

Disentis - Bergbahn Caischavedra

Aufstieg auf den PIZ AULT, 3027 M

Erstbesteigung durch P. Plazidus a Spescha in 1783. Mit der Luftseilbahn der Bergbahnen Disentis nach Caischavedra. Nun steigt man immer rechts der Skiliftstützen empor, zuerst auf der Alp Magriel. Dann steigt man steil hinauf bis zum Ende der zweiten Skiliftsektion. Hier ist eine Mulde. Von hier gelangt man auf den Firn östlich des Piz Gendusas. Dann überquert man diesen und steigt nördlich hinauf in den tiefsten Sattel des Piz Ault-W-grates, den erschlossenen Zugang an den Fuss des Piz Ault, den man von weitem sieht. Nun quert man, möglichst auf gleicher Höhe bleibend, gegen Osten. Der Aufstieg zum Grat aus der Firnmulde östlich des Piz Gendusas geht durch einen Kamin und ist etwas schwierig (Steinschlag!!). Man ist sofort auf dem Gipfel. Aufstiegzeit 3 Stunden. Abstieg direkt auf den Brunnigletscher und ostwärts zur Camona da Cavardiras.

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CAMONA DA CAVARDIRAS, 2649 M

Eigentum der Sektion Winterthur SAC. Die Hütte ist aus Massivem Steinbau und 1973 vergrössert, 70 Schlafplätze. Die Hütte liegt ca. 300m NE der Cavardiraslücke auf einem längs der SE-Flanke des Gwasmet sich hinziehenden, schuttbedeckten Fels-rücken und dient als Ausgangspunkt für Touren im Gebiet der Oberalpstock- und der Dussi-Kette. Das Wasser wird im Winter abgestellt. Telefon Camona da Cavardiras 081 - 9475747

Hüttenwart:Kurt Rütschi, 8544 Sulz-Rickenbach, 052 - 371871

TAG 5

Aufstieg auf den OBERALPSTOCK / PIZ TGIETSCHEN, 3327 M

Erstbesteigung durch P. Plazidus a Spescha 1793. Der Oberalpstock ist der höchste Punkt der Oberalpstockkette. Im ca. 400M langen Gipfelgrat sind von S nach Norden folgende markante Punkte zu nennen. Vom S-Gipfel P. 3295 schwingt sich der Gipfelgrat gegen den Hauptgipfel P. 3327 auf. Dann folgt nach einer Scharte ein breiter Turm mit steilen Wänden und nach einer weitern Scharte, aus welcher das W-Gipfelcouloir entspringt, steigt der Grat zum nicht kotierten N-Gipfel, dem Vereinigungspunkt von W- und N-Grat auf. Das breite, ausladende Gipfelmassiv ist ringsum vergletschert, besonders stark auf der E-Seite, während auf der W-Seite Felswände und Felsgräte vorherrschen.

Die älteste und häufigste Route ist die Verbindung mit der Brunnipassroute vom Maderanertal wie von Disentis, obschon die lange Firnwanderung landschaftlich wie besonders sportlich ziemlich reizlos und uninteressant ist. Die übrigen Routen sind zwar fast alle weniger leicht als jene, bieten aber weit mehr und verdienen entscheidend mehr Beachtung. Der direkteste Anstieg vom Maderanertal führt über den Staldenfirn und ist eine sehr interessante Gletschertour. Die Skiabfahrt über den Staldenfirn ist eine der schönste im Alpengebiet. Guten Klettern sei der N-Grat und, als reizvollste Route, der W-Grat empfohlen.

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Das Panorama des Oberalpstockes ist, was Fernsicht anbelangt, naturgemäss das umfassendste und vollständigste in der Oberalpstockkette, steht aber an Abwechslung und landschaflicher Schönheit hinter der Aussicht von manchem weniger hohen Gipfel zurück.

Aufstieg von der Camona da Cavardiras ist über der Fuorcla da Cavardiras, direkt vor der Hütte, in südwestliche Richtung über den Brunnifirn bis fast zur Fuorcla da Strem Sut. Wenn man den Gletscherspalten ausweichen will, muss man möglichst nähe an Piz Acletta und Piz Ault gehen. Es ist eine einfache Firnwanderung. Vor der Piz Ault wendet man in nordwestliche Richtung auf den Gletscher hinauf und umgeht die östliche Felsen der Stremserhörner links bis zur Fuorcla da Strem Sura. Der Gipfelfirn muss möglichst von Anfang an hoch angegangen werden, denn er wird in der Regel von einen tiefen und gefährlichen Querspalt durchzogen. Direkt unter dem Gipfel steigt man in den Felsen hoch bis zum Gipfel des Oberalpstockes. Aufstiegzeit 3 Stunden von der Camona da Cavardiras.

Der Abstieg erfolgt auf der gleichen Route bis zur Brunnigrätli. Hier steigt man ab durch einen Kamin. Der weg führt nach S von Terrasse zu Terrasse zum Lag Serein, ein kleiner See. Hier geht der Weg direkt und steil das Aclettatal hinunter nach Pardi-Tiolas, P. 1759 vorbei einige Ställe. Nach Disentis geht es weiter vorbei Acletta und der Talstation der Bergbahnen Disentis.

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TAG 6

Besuch an das KLOSTER DISENTIS und die KLOSTERSCHULE DISENTIS.

Wahrscheinlich wurde am Ende des 7. Jahshunderts hier auf dieser Ebene im Vorderrheintal von den Mönche Sigisbert und Plazidus eine Zelle errichtet. Es wäre ein Kloster entstanden, wenn nicht der rätische Präses Victor Plazidus gemeuchelt hätte. Erst in der Mitte des 8. Jahrhunderts entstand unter Bischof Ursizin eine Benediktinerabtei. Ausgrabungen im Innerhof des Klosters zeigen noch den archeologischen Überresten aus jener Zeit.

Im Laufe der Jahrhunderten auch nach schwere Zeiten wurde immer neu gebaut und so entstand das heutige Kloster Disentis. Da das Wohngebäude nach dem Brand von 1846 um einen Stock erhöht wurde, wirkt das Ganze nicht mehr so schlossartig-barock, sondern scharfkantig-massig. Die Klosterkirche mit der grosszügigen Raumwirkung gehört zum Kreise der Voralberger Bauschule des Barocks und wurde nach Pläne von Caspar Moosbrugger, der auch die Stiftkirche von Einsiedeln entwierf, am Ende des 17.Jahrhunderts (1685 - 1709) gebaut. Viele Altäre aus dem 16. und 17. Jahrhundert schmücken die Klosterkirche. Sehr eindrucksvoll ist der Hauptaltar (1656), der aus der gotischen Kirche auf dem Geyersberg bei Deggendorf in Nieder-bayern stammt. Er ist eine frühbarocke Schöpfung von Melchior Stadler und Martin Leithner. Die Deckegemälde sind aus diesem Jahrhundert und stellen Szene dar aus dem Leben St. Benedikts und Historienbilder aus der Bündner Geschichte und dem Leben Plazidus und Sigisbert.

Die Klosterschule Disentis ist 1881 neu gegründet worden. Natürlich besassen die Benediktiner eine den Ordensregeln entsprechende Schultradition aber im verlauf des 18. Jahrhunderts gerieten jedoch das Kloster Disentis und seine Schule in das Räderwerk des Kulturkampfes und wurde die Schule 1880 geschlossen und wurde auch die Zukunft des Klosters im Frage gestellt. Es ist den Politikern Caspar Decurtins und Placi Condrau, als führende politischen Persönlichkeiten des Bündner Oberlands, zu verdanken, dass das Kloster und die Schule behalten blieben.

Die Klosterschule ist ein vollständiges humanistisches Gymnasium mit ca. 210 Schülern und Schülerinnen und macht sich zur Aufgabe eine deutschsprechende Schule für Romanen und Deutschschweitzer zugleich zu sein. Das neue Schulgebäude mit Turnhalle, Hallenbad, Aula und modern eingerichteten Schul- und Fachzimmern wurde 1974 fertiggestellt.


TAG 7

Heimreise in die Niederlanden

Disentis - Oberalppass - Andermatt - Altdorf - Luzern - Basel - Niederlanden

KARTEN UND FÜHRER:

- SLK 1:25000, Blatt 1212 Amsteg
- SLK 1:25000, Blatt 1232 Oberalppass
- SLK 1:25000, Blatt 1233 Greina
- SAW 1:50000, Blatt 256T Disentis/Mustér
- Clubführer Bündner Alpen 2
- Paul Tomaschett: Surselva - Bündner Oberland. Hrsg. Desertina Verlag, Disentis 1977



Lange Afstand Wandelvereniging "VIA-VIA".

Gewijzigd op 18-08-2001 door C.P.J. Aerssens